Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt

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Ur-Bayerisch ist keine Variante der deutschen Sprache, sondern Latein.

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  • Die "alte Burg" von Eichstätt Von Franz von Hofer(nach urkundlichen Quellen.)
    Ein Stadtteil von Eichstätt jenseits der Spitalbrücke, am Range gegenüber dem Kloster St. Walburg, hieß seit Alters "an der Altenburg". Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde diese Bezeichnung durch "am Frauenberg" verdrängt.
    Der erste, der uns Kunde gibt von der Alten Burg ist der Anonymus von Herrieden 1075. (Mon. Germ. SS VIII S. 262.) Er sagt vom Bischof Heribert: Monasterium in veteris urbis monte, ut est hodie, primus aedificavit; und: Cäpellam in eodem monte fecit. 1290 Okt. 1 überläßt das Kloster Rebdorf dem Scholastikus Conrad von`Pfeffenhausen den Wald zwischen der Peterskapelle auf dem Berge, der Altenburg heißt, und Wasserzell (Heidingsfelder reg. 461 und 474 ferner 101 und 174.) Seitdem kehrt die Ortsbezeichnung "an der alten Burg" immer wieder, durch die Jahrhunderte, so in dem Vertrage des Bischofs Philipp von Rathsamshausen mit dem Grafen Ludwig von Oettingen, dem Schwiegervater des letzten Grafen von Hirschberg, vom 13. August 1309. Darin wird dem Bischof "der Berk ob Eystet den man heizzet die Altenburch" zugesprochen. (Heidingsfelder reg. 1434.) Ich vermute, daß in diesem Vertrag inbegriffen das Haus war, welches die + Gräfin Sophie bei Eichstätt bewohnt hatte und welches mit einem daneben gelegenen, der Eichstätter Kirche gehörigen, ihr Sohn, Graf Gebhard, für sich und seine Erben erhalten wissen wollte. Für letzteres hatte er der Kirche von Eichstätt deshalb am 10. Aug. 1289 zwei Güter in Pfalzpaint gegeben. (Mon. Boica N F. Band 3. 169.) Die Altenburg lag "apud Eystet" d. i. bei der auf dem linken Altmühlufer gelegenen urbs, mit der noch kein baulicher Zusammenhang bestand.
    Von der Burg selbst wissen wir so viel wie nichts. Der Platz ist viel umstritten. Sax nahm einmal an, daß Bischof Heribert, Graf von Rothenburg (1022-42) mit dem Klösterchen am Petersberge den Grund zur Willibaldsburg gelegt habe. (Sax Hochstift 1858). Später gab er diese Ansicht auf. (Sax, Bischöfe und Reichsfürsten 1884). Bei der Tausendjahrfeier der Stadt im Jahre 1909 kam in dem Bericht der "E. V." vom 11. März 1909 zum Ausdruck, daß Bischof Heribert am Petersberg die sog. Altenburg errichtet habe, die fast drei Jahrhunderte den Wohnsitz der Bischöfe bildete. Eine unbewiesene Annahme, die auch im Widerspruch steht mit dem Gundecarianum, welches Berthold von Zollern (1354-65) als den ersten bischöflichen Erbauer einer Burg bezeichnet.
    Es ist streng zu unterscheiden zwischen Altenburg und Willibaldsburg und dem Klösterchen am Petersberge, das auf dem Stich von 1627 abgebildet ist und im 30jähr. Kriege (1634) mit abbrannte. Der Petersberg ist die Höhe, oberhalb des Gesellenhauses, der ehem. Hofhausmeisterei. Dort wurden 1909 Grundmauern des Klösterchens aufgedeckt und ein Gedenkstein errichtet.
    Dr. Winkelmann schwankte zwischen der Annahme einer vorgeschichtlichen Befestigung (Kataloge west- und südd. Altert.-Sammlg. VI Eichstätt S 22) und einer karolingischen Burg. (Dr. Lochner v. Hüttenbach, Sammelbl. Hist. Ver. XXVII 1912 und Franz Buchher, Burgen und Burgställe,. Sbl. Hist. V. E. XXXIX 1924). Im Jahre 1916 hatte Dr. Winkelmann eine Grabung- auf dem Hasenbuck, geleitet, wo seit 1739 die Frauenkapelle steht, ohne Reste einer Burg zu finden.
    Heidingsfelder spricht im Vorwort zu F. Mader, Kunstdenkmäler Bayerns, Stadt Eichatätt (1924) "von dem Rätsel der Altenburg, das auch weiterhin offen bleibe".
    Im Jahre 1938 war es mir hier vergönnt, die jetzt im Staatsarchiv Nürnberg liegenden Cöntraktenprotokolle durchzuarbeiten, um eine Kartei der Eichstätter Häuser anzulegen. Dabei bin ich zufällig darauf gekommen, daß die alte Burg am Platze meines Hauses G 175 stand.
    G 175 liegt frei auf einer etwa 80 m breiten Geländestufe und ist von dem steileren oberen Bergteil und dem oberen Gesteig so weit entfernt, daß es von dorther nach den Begriffen der Entstehungszeit nicht beherrscht wurde. Die alte Burg war sicherr auch nicht ausgedehnt und in ihrer Anlage einfach. Was uns heute als das Charakteristische einer Burg erscheint, wie Flankierungsanlagen, Batterietürme, complizierte Torbefestigungenn und vorgeschobene Außenwälle, all das entstand, erst später, als der Bergfrit oder das feste steinerne Haus gegen Pulverwaffen ihren Wert eingebüßt hatten. (Nach Weingartner, Bozner Burgen und Piper, Burgenkunde). Auch unsere alte Burg wird einmal ihre Bedeutung als Befestigung verlorenn haben, könnte aber als Absteigequartier oder Wohnhaus der Hirschberger (zuletzt der Gräfin Sophie) noch gedient und dann den Namen "alte Burg" erhalten haben. Nach Aussterben der Grafen und Uebergabe an den Bischof wurde die alte Burg m. Erachtens zum Beamtenwohnhaus. Der heutige Bau dürfte vom Vorgänger Gabrielis, Jacob Engel aus Monticello (+ 1714, 83 J. alt) erbaut worden sein und zwar vor Verkündigung der - Steuerfreiheiten. - Das "alt" hätte dann den Sinn von ehemalig" und wäre nicht äls Gegensatz zu einer neuen Burg zu, verstehen. Jedenfalls kommt als solche nicht die erst im 14. Jahrh. erbaute Willibaldsburg in Betracht. Bundschuh, Lexicon von Franken (um 1800) spricht von einer Burg des hl. Willibald auf diesem Berge; Pleickard Stumpf (1853) von einem "Jagdschloß der Grafen von Hirschberg" aus dem 8. Jahrhundert. Sie führten damals freilich diesen Namen noch nicht; (Sax, Col1.-Beitr. zu e. pragm. Gesch. der Grafen v. H., Ansbach 1859.)
    Im Salbuch der Stadt vom J.1696 sind unter "Altenburg" vom Hoff Veldt Baumeister Georg Weckher drei Häuser eingetragen. Zwei davon sind auf Brandstätten neu erbaut, das dritte ist aber nicht auf' einer Brandstätte neu erbaut, sondern, stand schon am Platze "der alten Burg" genoß auch keine Steuerfreiheit. Bei den zwei ersten ist das Wort "brandstatt" durchstrichen und darüber gesetzt; neuerpaut Haus" 1699. Beim zweiten heißt es "an obigem und bey seiner Stattprobstischen Behausung die alt Burg genannt, baut 1699", 1700, 1701, 1702, 1703, 1704 aus", d.i. Steuerfreiheit. Beim dritten, Haus lautet der Eintrag: "Georg Weckher Hoff Veldtbaumeister, 1 Haus Stattprobstisch, so die alte Burg gewesen". (Salbuch, 1696, S, 12)
    Bei den ersten zwei Häusern sind Besitznachfolger eingetragen. Beim ersten: Heinrich Schaub, Baumeister; Johann Wurmb, Eichbader; Georg Rödel, Steinhauer. Beim zweiten: Thomas Miller, Koch. Das dritte behielt Weckher offenbar bis zu seinem Tode am 19. Januar 1703. Ein Wert oder eine Steuer ist bei diesen drei Häusern nicht eingetragen. Im gleichen Salbuch v. 1696 ist das letzte Haus unten an der "Steingrub" (Sebastigasse) so bezeichnet: "Sebastian Schmidt Oxenfüterer Witib, 1 Haus linkher Handt am Eckh, wie man zur alten Burg hinauf get," eine Bezeichnung die, meines Erachtens wörtlich zu nehmen und nicht auf den Berg zu beziehen ist; der Hausname war noch lebendig.
    Laut Protokoll vom 10. September 1723 wurde vom Bürgermeister und Rat beurkundet, daß mit gnädigstem Consens des hochwürdigsten Fürsten und Herrn Johann Anton Bischofen und des heil. Röm. Reiches Fürsten ... von Sr. hochf. Gnaden Hofkammer die ehevor von diesen käuflich eingethane Barthlme Altmännische Behausung und Garten, so an der Hofgassen gelegen und zur Domprobstei lehen- und zinsbar an Mathias de Simeoni, kaiserl. Major und Hochfürstl: Bottenmeister, unterm 13. August 1717 wiederum verkauft worden sei.
    Nach einer Urkunde im Stadtarchiv vom 12. Mai 1716 hat das hohe Domkapitel Aecker des abgekommenen, Obleyers Georg Barthlme Altmann dem Spital übertragen. Für Altmann habe ich keinen Eintrag im Sterbebuch gefunden. Er scheint anderswo gestorben zu sein.
    Simeoni starb als Gefangener auf der Burg am 2. Januar 1748. Sein Besitz verfiel dem Hochstift, wie es auch bei Bertlin der Fall war.
    Am 1.April, 1765 wurde G 175 mit dem oberen Teil des Kasernengartens und darin befindlichem Keller und Sommerhaus an Geh.-Rat und Leibmedicus Andr. Joachim von Starkmann von der fürstlichen Hofkammer frei verkauft. (Prot.-Buch u. Urk. im Staatsarchiv Nürnberg.) Starkmann starb, 85 Jahre alt, am 18. Nov. 1814. Ihm folgte sein Schwiegersohn, Regiatrator Andreas Ehrensberger, der das Anwesen am 1. Mai 1837 zum Verkaufe ausschrieb.
    Auch die Totschlagssühnen von 0. Rieder ,(Sammelbl. Hist. Ver. VII 1892) enthalten einen Eintrag, der, die Lage der alten Burg bestätigt. Es heißt da, daß einer am 25. August 1523 am (in Stein) gehauenen Gestaig oberhalb der alten Burg erschlagen wurde. Dieses Gestaig ist der Weg von der alten Hof-Hausmeisterei (Gesellenhaus) nach Wasserzell ("Zell").Im Salbuch von 1696, S. 13, ist das Haus des alten Bumerle, (G 173) darnach bezeichnet: "Andreas Miller, der alt Bumerle genant (Dann Hans Wolff Lanz) 1 Haus Neu erbaut ibern Weg am Zeller Berg, der von Hoff durch die Hausmeisterey auff die Waschetten get".
    Gestützt wird der urkundliche Nachweis noch durch die Haustradition, die mir als Erbauer einen "Wenger" (statt Weckher) überlieferte, so daß ich im Jahre 1933 nach diesem im Ordinariats-Archiv Nachforschungen pflog.
    Vielleicht kommen wir, wenn die Lage der alten Burg hiermit auf Grund des verlässigen alten Salbuches als festgestellt gilt, auch der Lösung der Frage näher, wann die alte Burg erbaut wurde und von wem und was ihr Schicksal war.
  • Quelle siehe Sammelblatt des Hist. Vereins Eichstätt 54 Jahrgang 1939