Lateinische Sprachrelikte
im bayerischen Dialekt

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  • Gungolding, Pfünz und seine Römer
  • Brot, Bier und Käse für die Soldaten
    Leben und Arbeiten in den Dörfern des Limeshinterlandes
    Von Helmut Drieger EK 23.11.16

    Gungolding (EK) Wenn vom Limes gesprochen wird, stehen oft die bautechnischen Aspekte der Grenze des römischen Reiches im Vordergrund. Wie war der Limesverlauf, wo genau stand ein Wachturm? Wie die Soldaten lebten und mit den Dingen ihres täglichen Bedarfs versorgt wurden, darüber ist hingegen noch wenig bekannt. Ein eindrucksvolles Bild vom Leben und Arbeiten der Menschen im Limeshinterland um 100 nach Christus in unserer Heimat vermittelte Professor Dr. Wolfgang Czysz von der Universität Innsbruck in seinem kurzweiligen Vortrag "Brot, Bier und Käse für die Soldaten".

    Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Regionalmanagementinitiative Altmühl-Jura hatten gemeinsam zu dem Vortrag in der Gemeinde Walting eingeladen. Denn das Kastell Castra Vetoniana in Pfünz gehörte vor 2000 Jahren zum sogenannten Limeshinterland und war ein strategisch wichtiger Lebensraum für die Römer, wie der Waltinger Bürgermeister Roland Schermer in seiner Begrüßung bemerkte.

    So nahm Czysz die Besucher an diesem Abend mit auf eine Reise in die Provinz Raetien zur Zeit der Römer, die er mit eindrucksvollen Bildern unterlegte. "Eigentlich war dies eine arme Gegend ohne Bodenschätze oder ähnliche Qualitäten, die es wert gewesen wären, das Land zu besetzen", erklärte der Experte. Raetien war allerdings geostrategisch und verkehrsgeografisch für Rom von Bedeutung. Es ermöglichte kurze Wege in die weiteren römischen Gebiete. Zudem war das Land zur landwirtschaftlichen Nutzung erforderlich, um die Versorgung von rund 10 000 Soldaten in der Provinz sicherzustellen. Um 100 nach Christus wurde der Landstrich nördlich der Donau besetzt. Um die militärische und zivile Bevölkerung möglichst regional und auf kurzen Wegen vor Ort zu versorgen, wurden 26 Siedlungen errichtet. In der weiteren Entwicklung kam eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Betrieben und Gutshöfen dazu, berichtete Czysz. Diese groß angelegten Güter, Villa Rustica genannt, waren ein Ort der Innovationen und der Technik. So wurden Pflüge zur rationellen Bearbeitung des Bodens entwickelt und laufend verbessert. Sicheln, Sensen und ganze Erntemaschinen wurden gebaut, um die großen Mengen an Getreide, hauptsächlich Dinkel, einzubringen. Dies wurde allerdings nicht nur zum Brotbacken verwendet. In Darren wurde gekeimter Dinkel zu Malz verarbeitet, was darauf schließen lässt, dass Bier gebraut wurde, auf das die Soldaten ein Anrecht hatten. Die Destillation von Schnaps ist genauso dokumentiert wie die Verarbeitung von Milch zu Käse.

    Aus den vielen verschiedenen Funden bei Ausgrabungen lässt sich dieses Bild wie ein Puzzle zusammensetzen. Neben der Bewirtschaftung der Felder ist aus den vielen Knochenfunden auch auf eine ausgeprägte Tierzucht zur Fleischgewinnung zu schließen. Czysz berichtete lebendig vom Vicus, dem Lagerdorf, südlich des Kastells Vetoniana in Pfünz. Entlang der Römerstraße wohnten wahrscheinlich drei Generationen zusammen. Rechnet man mit sechs bis zehn Personen pro Haushalt, so lebten vermutlich im antiken Pfünz 500 Zivilisten, die wiederum 500 Soldaten im Kastell zu versorgen hatten. Im Dorf wurde reger Handel betrieben, Waren transportierte man auf dem gut ausgebauten Straßenetz von den zentralen Märkten der Region.

    Um 250 nach Christus wurden die Kastelle aufgegeben, die zivilen Siedlungen überrannt und niedergebrannt. "Eine neue Zeitenwende hatte begonnen" schloss Czysz seinen kurzweiligen Vortrag.

    Andreas Brigl, stellvertretender Vorsitzender von Altmühl Jura, dankte für den Spannungsbogen über das Leben der Menschen entlang des Limes Ihn habe beeindruckt, dass die Römer damals das Land, in dem wir nun leben, mit Ausdauer und Erfindungsgeist für sich nutzbar gemacht hatten.

  • Spottname: Glockendiebe
    Die Gungoldinger sollen einmal, als das benachbarte Pfahldorf infolge Krankheit ausgestorben war, die Glocken und vier hölzerne Leuchter für ihr Gotteshaus geholt haben.
    Eher wohl von eloco = verpachten + depacco = depascere = abweiden lassen.
    Kommentar Siehe dazu auch Gungoldinger Heide
  • Wohl von ingenuitas = freigeboren; inquilinus = eingewanderter Bürger; incolae = Einwohner; pecunia = Geld/Vermögen; incolere = siedeln; tignum = Pfahl;