Lateinische Sprachrelikte im bayerischen Dialekt

Robern, Radbeere, Roddbahn

Ur-Bayerisch ist keine Variante der deutschen Sprache, sondern Latein.

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  • Quelle BR 05.05.08: Robern - das ist eine Schubkarre. Das Wort ist in Nordbayern weit verbreitet und erklärt sich als eine 'Radbere'. 'Beren' bedeutet 'tragen' - und somit ist 'Bere' eine Trage, die vorne ein Rad dran hat. Und so sind die 'Robern' eigentlich zwei Henkel mit einem Rädchen.
  • Quelle Ostfr. Wörterbuch 01/2008: Radbere Aussprache: Robbern, Rowern(a), Roowern
    Bedeutung: "Schubkarre mit kastenförmigem Aufbau." Satzbeispiel: Mai Vårrer hådd gsåchd / Sollsd nedd so årch schboern / ich låss-der ess Geld / midder Robbann nååchfoern (aus Lonnerstadt, Landkreis Neustadt-Bad Windsheim) "Mein Vater hat gesagt: du sollst nicht arg sparen,ich lasse dir das Geld mit der Schubkarre hinterherfahren" Herkunft: von mittelhochdeutsch radebere, zusammengesetzt aus rad "Rad" und bere "Trage, Bahre", insgesamt "Rad-Bahre".
  • UDI SB 19: Was ist eine Roddbahn
    Basisdialektale Realisierungen wie roddbarn, roddbann, robann oder rabenn fasst Elke Simon im Sprachatlas von Unterfranken unter dem Lemma Radbere zusammen (SUF Bd. 6, Karte 53). Das Deutsche Wörterbuch führt es unter dem Stichwort Radbäre oder Radebäre in der Bedeutung 'gerät zum aufnehmen von lasten mit einem rade, schubkarren' (DWB Bd.8, 44). Das Wort Radeberge (Radebere u.ä.) stammt laut Kluge aus dem Ostmitteldeutschen und ist seit dem 14. Jahrhundert belegt. Es ist eine Zusammensetzung aus dem Substantiv Rad und einer Ableitung des mittelhochdeutschen Verbs bern 'tragen, führen' (Kluge 2002, 739). Die Basis der Wortbildung, das mhd. Verb bärn, ist nach DWB untergegangen (DWB Bd.1, 1127, Stichwort bären). Wir finden es heute allerdings noch in gebären, mhd. gebern 'austragen, zu Ende tragen' (Kluge 2002, 335) und in entbehren, mhd. enbern das auf die verneinte Form des Wortes bern zurückzuführen ist. Ursprünglich bedeutete enbern 'nicht tragen', was zu 'nicht haben, ermangeln' wurde (Kluge 2002, 246). In Unterfranken ist Radbere vor allem im Norden und im Osten belegt. Im Osten erscheint es ohne Dental, zB robann in Pfarrweisach oder rabenn in Stadtschwarzach. Dentalschwund weist die Literatur auch für das Itzgründische, den Dialekt um Coburg, aus (vgl. Spangenberg 1993, 196). Für den Karren mit einem Rad und Blechkiste gibt es in Unterfranken noch die Bezeichnungen Scbubkarren und Blechkarren, die vor allem im Westen und in der Mitte Unterfrankens verbreitet sind (zB Aschaffenburg scbubkann, Erlabrunn blaachkarre). Schanzkarren gibt es im Süden, in der Gegend um Ochsenfurt (zB Riedenheim schandskarre). Im Norden Unterfrankens ist neben Radbere auch Mistkarren belegt (zB Oberbach miisdkann). Im Zentrum Unterfrankens, in einem kleinen Gebiet nördlich von Würzburg, notierten die ExploratorInnen des Sprachatlas von Unterfranken Karren als üblichen Dialektausdruck (zB Erbshausen kann). In Stangenroth, dem Ort aus dem uns die Frage erreichte, sind nach Auskunft der Fragestellerin neben Radbere auch die Bezeichnungen Schubkarren und Karren üblich. Radbere, Scbubkarren und Karren bezeichnen jedoch verschiedene Karrentypen, die zu unterschiedlichen Arbeiten herangezogen wurden: "Mit dem Schukann wurde der Mais geholt. Er hatte ein großes Rad vorne und geflochtene Tragegurte zum Fahren. Mit dem Kann, der aber kein Metallblech hatte, wurde der Mist aus dem Stall gefahren. Und die Roddbahn hatte die Schüssel obendrauf." Literatur: Siehe SB 19.pdf. Von Dr. Almut König
  • Wohl von Rota = Rad + portare = forttragen, im Zungenschlag "robern",